METHODIK DER AKTIVATIONEN


Die Suche nach Lösungen zur Erreichung eines ausgeglichenen Gebrauchs der Neurostrukturen (Denkweisen), liess den Gedanken aufkommen, dem Gehirn, ähnlich wie bei autogenem Training Schwere/Wärme vorzustellen ist, Denkenergie zu imaginieren. Dieser Vorgang wird als Aktivation bezeichnet. Verbale Einwirkung auf die Gehirnzellen wird angestrebt durch die Imagination von Bildern und Bildfolgen, die sich direkt an das Gehirn richten. Ruhige Körperhaltung und Augenschluss, der Verzicht auf Kontrolle der Aussenwelt bedeutet, sind für die Dauer der Aktivation notwendig. Da heute das digitalistische Denken überproportional genutzt wird, ergibt sich die Notwendigkeit, mentisches Denken zu stärken und den Denkenergietransfer auf dem Corpus callosum-Areal zu erhöhen. Damit wird ein Gegenstandpunkt zur fortschreitenden Digitalisierung aller Lebensbereiche eingenommen. Er zielt auf den Rückbezug auf eine individuelle Innenwelt, die nicht durch äussere Denk- und Bildzwänge eingeschränkt wird.


In der Aktivation wird zuerst der Atem angesprochen. Das Heben und Senken des Brustkorbs wird damit in das Bewusstsein gehoben. Ungleichmässiges Atmen kann in gleichmässiges verwandelt werden. Nebengedanken verschwinden. Ruhiges Atmen wird zu einem Therapeutikum (W. Gordon, DER SPIEGEL 24/2013). Die Kompetenz, sich auf sein aufmerksames Bewusstsein einzulassen, ist nicht einfach bei jedem vorhanden, sie muss erworben werden. Der Ausgleich des Gebrauchs der Neurostrukturen (Denkweisen), um Komplementarität, Vervollständigung des Denkens durch Verschränkung, zu erreichen, ist für angestrengte Lehrer, unruhige Schüler, Menschen in Krisensituationen erstrebenswert. Auftretender Gedächtnislabilität, der Angst und dem Burnout-Syndrom kann entgegengewirkt werden. Die Dynamisierung der Neurobewusstseinshemisphären durch Verschränkung verstärkt ein Resilienzverhalten und erhöht die Widerstandskraft in Krisen.


Gegenüber den Anforderungen der Aussenwelt wird die eigene Innenwelt als Ressource angesehen. Die Aussenwelt übertönt sie meistens. Bei einer Aktivation ist die Innenwelt Bühne imaginierter Gehirnprozesse. Sie werden durch die Vorstellungskraft erzeugt. Die Fähigkeit zur Imagination ist allgemein vorhanden, doch oft vernachlässigt. Die farbige Visualisierung von Messdaten des Gehirns zur Lokalisierung von Gehirnaktivität gibt neurowissenschaftliche Aufnahmen wieder und kann Denkprozesse nicht berücksichtigen. Die Videtisierung, die aus der Vergegenwärtigung hirngespeicherter Bilder entsteht, spiegelt die Dynamik des Zusammenwirkens von Gehirn und Neurostrukturen im Denkvorgang. Auf diese Dynamik geht zurück, dass sich bei jeder Wiederholung einer Aktivation das innere Bild verändern kann.


Das Angebot der ersten Aktivation am Anfang der Methodik der Aktivationen fordert zu geschlossenen Augen auf, um das eigene Gehirn als Gehirnraum videtisieren zu können. In der Regel wird es als leerer Raum wahrgenommen. In den leeren Raum hinein kann die Vorgabe der zweiten Aktivation imaginiert werden. Das Gehirn passt die vorgegebene Vorstellung den Proportionen dem des Inneren des Kopfes an. Die innere Vorstellung kennt nicht die neurophysiologischen Verortungen im Gehirn und die Aktivationen beziehen sich nicht darauf. Die entstehenden Bilder richten sich nach der Energiekapazität des individuellen Gehirns. Die Aktivation lässt dem Neurogesamtbewusstsein keine andere Wahl als digitalistisches und mentisches Denken unter Vorherrschaft des mentischen zu verschränken. Die Vorgabe der dritten Aktivation verstärkt den hirnaktiv imaginativen Prozess der ersten und zweiten Aktivation.


Ein Neurobewusstsein ist ohne den Einfluss anderer Neurobewusstseine eine tabula rasa. Von Geburt an ergeben sich fortlaufend soziale und sprachliche Einflüsse der Umwelt, der Familie, der Schulsysteme, der Ausbildungsrichtung, der Arbeitsstätte und der Freizeitgestaltung. Die meisten Umweltbereiche unterliegen ständig zunehmender Digitalisierung. Freiräume des Denkens werden kleiner, Angepasstheit wird grösser. Das verstärkt die Verfestigung von Standpunkten, die Fixierung auf Konformität, auf Engmaschigkeit von Kontroll- und Überwachungsabsichten. Ideen, die Freiheit brauchen, werden schon im Vorfeld eingeschränkt (gängige Metapher: Schere im Kopf). Ein Gegensteuern lässt sich so lange nicht durch Aufrufe erreichen, solange die mentische Denkweise nicht als bewusster Bestandteil der Lebensäusserung allgemein anerkannt ist.


Aktivationen bieten keinen Lernvorgang an, vor allem verlangen sie keine Leistung. Sie passen sich der vorhandenen Denkdynamik an und weisen einen Weg zum Wohlbefinden des Gehirns. Das Gehirn arbeitet bildlich jeweils so gut es vermag und es arbeitet individuell. Erstaunlich ist die Vielfalt der Bildgestaltung bei den für die Aktivationen gewählten Bildern, die einem allgemeinen Bilderfundus entnommen sind. Die folgenden 5 Aktivationen zum Kennenlernen wenden sich an die inneren Sinne. Sie werden angeregt tätig zu werden.1


Kernpunkte:

1. Das KONSTANZER MODELL Gehirn - Denken - Bewusstsein, entstand aus langjähriger therapeutischer Erfahrung. Es macht die Gleichstellung von digitalistisch regelgebundenem und frei assoziativ mentischem Denken geltend, um die Vielfalt der Denkmöglichkeiten zu erhalten.

2. Das Zusammenspiel der zwei komplementären Denkweisen wird anhand von 5 Aktivationen erklärt und auf weitere Aktivationen wird hingewiesen.

3. In meditativem Zustand werden Bildfolgen erbildet, die durch häufiges Wiederholen die Konzentration und damit die Denkleistung erhöhen, besonders in der Krisensituation.

4. Die Möglichkeiten der Aktivationen ergänzen die Möglichkeiten der Psychotherapie.




Erste Aktivation: Konzentration auf den Atem

Die Erfahrungen mit den Aktivationen lassen annehmen, dass schon bei einer kurzen Konzentrationsübung der Muskeltonus sinkt wie bei autogenem Training. Daher ist es empfehlenswert, jede Aktivation mit dem Ritual der Zurücknahme nach J. H. Schultz zu beenden.2 Damit wird Benommenheit vermieden. Wenn Sie mit der Aktivation aufhören wollen, ballen Sie die Hände zur Faust und ziehen die Unterarme mehrmals zum Körper hin. Dann dehnen und strecken Sie sich ausgiebig. Danach erst öffnen Sie Ihre Augen. So heben Sie Ihren Muskeltonus wieder an. Die Zurücknahme ist immer nach der Aktivation notwendig.


             

Ich nehme eine Ruhehaltung ein und schliesse meine Augen. Ich stelle mir vor, dass ich meinen Atem in mein Gehirn hinaufströmen lasse. Verbrauchten Atem stelle ich mir als dunklen Qualm vor. Den Atem lasse ich überall in meinen Gehirnraum gelangen und atme dann den Atem als dunklen Qualm aus. Damit reinige ich mein Gehirn und meine Gedankeninhalte. Danach ruhe ich aus.
!Anschliessend Zurücknahme!

             


  Sie haben in der Aktivation Ihren inneren Tast- und Gesichtssinn benutzt und dabei den realen anatomischen Vorgang umgestaltet. Ihr Widerstand könnte sich in Abwertung (so ein Unsinn) äussern. Eine Wirkung ergibt sich erst nach Überwindung der Abwehrreaktion und einer mehrfachen Wiederholung der Aktivation.










Zweite Aktivation: Konzentration auf die Gehirnräume

             

Ich schliesse meine Augen, nachdem ich eine Ruhehaltung eingenommen habe. Ich atme farbigen Atem in meine linke Hemisphäre und fülle sie mit Farbe aus. Dann atme ich farbigen Atem in meine rechte Hemisphäre und fülle sie ebenfalls mit Farbe aus. Die Farben sind beliebig. Auf der Energietransferbrücke lasse ich eine Austausch der Farben von links nach rechts und von rechts nach links stattfinden. Danch ruhe ich aus.
!Anschliessend Zurücknahme!

             


  Mit dieser Aktivation nehmen Sie weiteren Kontakt zu Ihrem Gehirn auf und erbilden mit ihrer Vorstellungskraft Farblichkeit im Gehirn. Die Farben wählt das Gehirn aus. Sie können aber die Farben auch willentlich erzeugen.








Dritte Aktivation: Verbindung von Gehirn und Körper

             

Ich schliesse meine Augen, nachdem ich eine Ruhehaltung eingenommen habe. Ich stelle mir in Gedanken eine farbige Verbindungslinie vor, die von meiner linken Hemisphäre innerhalb meines Körpers bis in meinen rechten Fuss reicht. Eine zweite Linie stelle ich her, die von meiner rechten Hemisphäre innerhalb meines Körpers bis in meinen linken Fuss gelangt. Ich empfinde bewusst die Umrisse meiner Fusssohlen, die fest auf dem Boden stehen. Danach ruhe ich aus.
!Anschliessend Zurücknahme!

             


  Durch diese Aktivation stellt der innere Tastsinn eine Verbindung zwischen Gehirn und Körper her. Das stärkt die Konzentration und der Bezug auf die Fusssohlen erhöht die eigene Standfestigkeit.







Vierte Aktivation: Wahrnehmung des Geruchssinns

             

Ich nehme eine Ruhehaltung ein und schliesse meine Augen. Im Raum meines Gehirns lasse ich einen Garten entstehen. Darin wachsen Blumen und Kräuter. Mein innerer Geruchssinn erzeugt Blumendüfte, die ich kenne, z.B. Flieder-, Rosen- oder Nelkenduft und auch Kräuterdüfte, z.B. Thymian, Rosmarin oder Zitronenmelisse. Ich wähle einen Duft aus und geniesse damit eine Ruhepause.
!Anschliessend Zurücknahme!

             


  In der Aktivation wird Ihr Raumempfinden für das Gehirn abermals aktiviert. Zur Wahrnehmung des Geruchs kann die Wahrnehmung des Geschmacks hinzukommen. Geruch und Geschmack können Erinnerungen wecken, die Sie wahrnehmen, wenn Sie sich dann ausruhen.









Fünfte Aktivation: Aufmerksamkeit für das Gehör

             

Ich nehme eine Ruhehaltung ein und schliesse meine Augen. Allmählich höre ich mit meinem inneren Gehörssinn Glockengeläut oder eine Melodie. Ich kann die Lautstärke der Glocken und der Melodie variieren, höre eine Weile zu und werde dabei gelassen. Dann ruhe ich mich aus.
!Anschliessend Zurücknahme!

             


  In dieser Aktivation wird Ihr innerer Sinn für Geräusch und Ton/Tonfolge angesprochen. Äussere Geräusche können dabei gedimmt wahrgenommen werden. Das Glockenläuten kann das Gefühl für eine Ruhepause vertärken.







1 Die Gesamtheit von 20 Aktivationen, die einem bestimmten Aufbau folgen, finden Sie in meiner Abhandlung Das Neurobewusstsein und die Aktivation der Verschränkung. 20 Möglichkeiten zur Selbstregulation des Gehirns. Die Aktivationen sind auch als Hörerlebnis erhältlich. Die CD Verborgene Welten aufspüren erschliesst die Aktivationen dem Ohr. Up

2 J. H. Schultz, Das autogene Training. Konzentrative Selbstentspannung - Versuch einer klinisch-praktischen Darstellung. 20. Aufl. Stuttgart 2003 (zuerst Leipzig 1930). Up