RÜCKBLICK AUF EINEN HIRNFORSCHER


Der historische Rückblick auf neurowissenschaftliches Forschen führt 30 Jahre zurück zu dem Hirnphysiologen John C. Eccles und dem Philosophen Karl Popper. Sie schrieben gemeinsam das vielbeachtete Buch Das Ich und sein Gehirn, das sie als ›Versuch interdisziplinärer Zusammenarbeit‹ bezeichneten.1 Die Psyche war nicht relevant. Der trennende Gegensatz zwischen Natur- und Geisteswissenschaft, dass der Naturwissenschaftler und damit der Hirnforscher einen Gegenstand erforscht der Geisteswissenschaftler mit einer Setzung von Begriffen arbeitet, ergab sich für Eccles und Popper nicht. Sie entwickelten ein Konzept für Gehirn und Geist, das sie als 3-Welten-Modell bezeichneten. Eine ›Dekade des Gehirns‹, 1990 - 2000, stand unter dem Zeichen der Interdisziplinarität zwischen Natur- und Geisteswissenschaft und war breit gefächert. Es gab den Ausblick auf Krankheiten, Parkinson, Depression, Schizophrenie (W. Singer).2 Über »Das Gehirn und seine Wirklichkeit« und »Aus Sicht des Gehirns« wurde berichtet (G. Roth)3. Eine Geschichte der Hirnforschung im 19. und 20. Jahrhundert wurde vorgelegt (O. Breidbach)4. Die ›Suche nach dem Gedächtnis‹ (E. Kandel)5 war mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Eine weitere ›Dekade des Gehirns‹, 2000 - 2010, spielte sich nur noch innerhalb der Hirnforschung ab.


In dem aus Vorlesungen hervorgegangene Buch ›für Hörer aller Fakultäten‹ von J. C. Eccles, Das Gehirn des Menschen, findet sich ein Darstellungsschema der geistigen Eigenschaften des Gehirns ohne Bezug auf die Psyche.6 ›Hörer aller Fakultäten‹ bezieht den Laien ein. Für die Verbindung von Gehirn − Denken − Bewusstsein wurde die von ihm vorgenommene Aufstellung der Leistungen der Gehirnhemisphären zum Ausgangspunkt für eine Theoriebildung. Sein Schema listet die geistigen Leistungen mit Rückgriff auf das Vokabular der Neuroanatomen Sperry und Levy-Agresti auf und formuliert sie. Das Schema von Eccles wird hier abgebildet. Es ist nicht veraltet und kann weiterentwickelt werden.




1 K. R. Popper, J. C. Eccles, Das Ich und sein Gehirn. Heidelberg/Berlin/London/New York, 6. Aufl. 1987. Up

2 W. Singer, Das Jahrzehnt des Gehirns. Natur und Wissenschaft. FAZ v. 27.12.1990. Up

3 G. Roth, Das Gehirn und seine Wirklichkeit. Kognitive Neurobiologie und ihre philosophischen Konsequenzen. Frankfurt/M, 5. Aufl. 1996. Ders., Aus Sicht des Gehirns. Frankfurt/M., 2003. Up

4 O. Breidbach, Die Materialisierung des Ichs. Zur Geschichte der Hirnforschung im 19. Und 20. Jahrhundert. Frankfurt/M., 1996. Up

5 E. Kandel, Auf der Suche nach dem Gedächtnis. Die Entstehung einer neuen Wissenschaft des Geistes. München 2009. Up

6 J. C. Eccles, Das Gehirn des Menschen. Sechs Vorlesungen für Hörer aller Fakultäten. München, 5. Aufl. 1984. Up