GRUNDZÜGE DER NEUROSTRUKTURTHEORIE


Die Theorie der Neurostruktur des Bewusstseins (Neurostrukturtheorie) erhielt urprünglich die Bezeichnung ›Theorie des Neurostrukturgehirns‹. Mit dieser Bezeichnung steht sie im Stiftungszweck der Astrid Badina Stiftung. In dem Theoriemodell wird der philosophische Begriff des ›Geistes‹ als geistige Fähigkeiten (Leistungen) interpretiert. Sie werden einerseits auf die Basismöglichkeit zurückgeführt, sich strukturell digitalistisch zu verhalten, strenge Logik zu bilden und Gegensatzpaare herzustellen, die algorithmisch erfasst werden können. Geistige Fähigkeiten entstehen andererseits aus der Basismöglichkeit, eine digitalistisch freie, Zwischentöne ermöglichende, locker logische Denkweise zu erzeugen, die sich auf Ganzheitlichkeit und Zusammenhang richtet. Streng logisches Denken wird rational, locker logisches Denken mentisch (neuer Begriff, nicht zu verwechseln mit mental) genannt. Das rationale Denken hat als Richtgrössen Zahl und Mass und erfordert Regelgebundenheit. Das mentische Denken hat als Richtgrössen Bildhaftigkeit und Komposition und konstituiert sich aus Regelfreiheit. Mentisches Denken ist freies Denken. Mentisches Denken ermöglicht die Freiheit der Fantasie, die Freiheit der Erfindung, die Freiheit der Inspiration, einst den Musen zugeschrieben, und die Freiheit zur Revolution.


  Bedenken Sie die Aktualität des Themas Freiheit. Finden Sie Begriffe für das Gegenteil von Freiheit und fragen Sie dazu Freunde und Bekannte.




Die Europäische Kommission lobte eine Milliarde Euro für die Hirnforschung aus (FAZ v. 29.01.2013), um die Bedeutung des Gehirns hervorzuheben. Vorangegangen waren ein interdisziplinäres Jahrzehnt des Gehirns von 1990 − 20001 und ein weiteres Jahrzehnt des Gehirns von 2000 − 2010, allein von Hirnforschern ausgerichtet.2 Der Diskurs im ersten Jahrzehnt war gedanklich jedem zugänglich, der zweite schloss die Öffentlichkeit aus. Das Gehirn ist aber nicht nur Wissenschaftsgegenstand unter Wissenschaftlern, sondern auch Alltagsgegenstand unter Laien, besonders in der heutigen digitalisierten Welt. Deshalb gibt es diesen Internetauftritt. Die Denktheorie ist seit 1998 Förderprojekt der Astrid Badina Stiftung. Sie formuliert ein theoretisches Modell der geistigen Tätigkeit für die Allgemeinheit. Sie richtet sich nicht auf die Psyche aus, sondern auf die geistigen Kräfte des Menschen und auf in der Entfaltung dieser Kräfte gestörte Personen. Damit versteht sich die Neurostrukturtheorie als allgemeines und als therapietheoretisches Modell. Das Gehirn, der Ort, an dem sich elektrophysikalische Quantenereignisse abspielen, erzeugt ausser Signalen und Informationseinheiten zusammenhängende Gedanken, die durch Sprache strukturiert sind. Sprache ist konstitutives Element der Struktur der Gedankenbildung. Verarbeitete Informationen reichen dazu nicht aus. Sprachstruktur ergibt die Fähigkeit zu denken, Gedankeninhalte zu Bewusstsein zu gestalten und das Gehirn begrifflich in einen gedanklichen Raum zu verwandeln. In diesem gedachten Raum trennt die Neurostrukturtheorie Geist und Psyche und unterläuft deren seit alters bestehende Einheit. Die Neurostrukturtheorie macht sich nicht an einzelnen Hirnregionen fest, noch berücksichtigt sie psychische Areale. Sie geht von der Rahmensetzung aus, dass die Begriffe ›Struktur‹ und ›Sprache‹ als Voraussetzung für Bewusstsein und Denken gelten sollen und ein Bewusstsein für das Gehirn als Denkgegenstand erzeugen können. Die Sprachwendung, es gehe etwas ›in den Köpfen‹ der Menschen vor, ist wenig erhellend.


Das mentische Denken, das die Freiheit der Erfindungsgabe und die Freiheit eines varianten Denkens ermöglicht, ist so bedeutungsvoll, dass die Neurostrukturtheorie die Forderung erhob, erstmals 2001, die mentische Denkweise der rationalen gleichzustellen Die Welt im Kopf oder das Modell des Neurobewusstseins. Sie darf nicht gegenüber den rationalen Leistungen, die dominant heissen, als subdominant angesehen werden. Dem mentischen Denken wird keine Dominanz zugesprochen. Beide Denkstrukturen sind primär gleichgestellt. Sie erhalten erst durch die Sprache in ihrer Folge und die Zahlen in ihrem Ordnungsablauf eine sekundäre Über- und Unterordnung. Ein digitalistisches Apriori darf als Setzung nicht normativ sein. Für diesen Gedanken muss ein Bewusstsein geschaffen werden, sonst wird die Welt ganz flach (Th. Friedman) und Kinder brauchen keine Märchen mehr (R. Dawkins).


Abbildung Nr. 4 zeigt im Querschnitt die anatomische Getrenntheit der Gehirnhemisphären sehr deutlich. Deren Verbindung kommt erst durch das Corpus callosum zustande. In der Regel wird das Gehirn im Längsschnitt gezeigt. Hier macht der Querschnitt das Corpus callosum anschaulich.


Abbildung Nr. 4 Querschnitt durch ein Gehirn nach einer Grafik bei J. C. Eccles


Abbildung Nr. 5 verwandelt Abbildung Nr. 4 in einen Halbkreis mit farbigen Segmenten. Die Farbe blau wurde für die digitalistischen, die Farbe grün für die adigitalistischen geistigen Leistungen gewählt. Die Farbe gelb repräsentiert das Corpus callosum.


Die Areale der linken und der rechten Hemisphäre werden im KONSTANZER MODELL zu Bewusstseinshemisphären. Die Zellformation des Corpus callosum finden Sie in das Schaubild übertragen. Der gehirnanatomische Laie muss sich ohnehin die Gehirnareale als reine Vorstellung erwerben. Eine reale Anschauung in einem Anatomiesaal wird er kaum zu Gesicht bekommen. Daher ist hier an die Fantasie zu appellieren.

Abbildung Nr. 5



Der Rechtshirn-/Linkshirn-Zweiheit fügt die Neurostrukturtheorie das Corpus callosum als drittes relevantes Areal hinzu. Die Auffassung der Hirnforscher, nur die linke Gehirnhemisphäre verfüge über Bewusstsein, ergänzt sie durch die Betonung der zwei differenten Denkweisen in den Gehirnhemisphären, die beide Bewusstsein besitzen. Die Gehirnhemisphären werden zu Bewusstseinshemisphären. Die adigitalistische oder mentische Denkweise erzeugt, ebenso wie die digitalistische oder rationale, Bewusstsein. Sie ist sich über dieses Bewusstsein im Klaren oder kann darauf aufmerksam gemacht werden. Das heisst, das KONSTANZER MODELL lehnt die Dominanz-/Subdominanz-Festsetzung der Hirnforschung ab, die die mentischen Denkleistungen degradiert. Die linke Bewusstseinshemisphäre ist eher auf Systembildung gerichtet, die rechte eher auf Strukturbildung. Hier wird ›Struktur‹ zum Leitbegriff für das Denkverhalten.3 Das Zusammenwirken der differenten Denkstrukturen wird Verschränkung genannt. Verschränkung wird, neurostrukturell gedacht, ermöglicht, indem das Corpus callosum die Funktion des Energieträgers für den Zusammenschluss der Denkleistungen (Denkstrukturen) erhält. Verschränkung tritt ein, wenn genügend Energieimpulse zwischen den Gehirnhemisphäre hin- und herfliessen und das Corpus callosum passieren. Verschränkung ermöglicht Ergänzungsvorgänge zwischen rationalen und mentischen Gedankenbildungen. Verschränkung erzeugt Gesamtbewusstsein.4


Abbildung Nr. 6 zeigt den Denkenergieaustausch zwischen den Gehirn-, zugleich Bewusstseinshemisphären durch zwei farbige Pfeile. Der blaue Pfeil zeigt, dass digitalistisch strukturierte Impulse ins Rechtshirn, der grüne Pfeil, dass adigitalistisch strukturierte Impulse ins Linkshirn gesendet werden. Der Austausch durchquert das Corpus callosum.


Abbildung Nr. 6


  Schwirrt Ihnen der Kopf, dann schliessen Sie Ihre Augen. Sie stellen sich zwei farbige Pfeile in Ihrem Gehirn vor, die Ihre Bewusstseinshemisphären verbinden. Sie videtisieren die Abbildung und aktivieren so Ihren Denkenergiefluss. Siehe Zweite Aktivation







Kernpunkte:

1. Die herrschende Ansicht, nur die linke Gehirnhemisphäre verfüge über Bewusstsein und sei deshalb dominant, wird um die Auffassung vervollständigt, dass auch die rechte Gehirnhemisphäre über Bewusstsein verfügt.


2. Digitalistisch rationales und adigitalistisch mentisches Denken werden einander gleichgestellt. Ihre Gleichwertigkeit wird zum Postulat erhoben.


3. Die neurowissenschaftlich auf eine Funktion hin kaum beachtete Region des Corpus callosum wird zum Durchgangsareal für Denkenergie erklärt, wodurch die Komplementarität der geistigen Gehirnleistungen herstellt wird.





1 J. Fedrowitz, D. Matejovski, G. Kaiser (Hg.), Neuroworlds. Gehirn-Geist-Kultur. Schriftenreihe des Wissenschaftszentrums Nordrhein-Westfalen Bd. 3. Frankfurt a.M./New York 1994. Up

2 Lexikon der Neurowissenschaft, Artikel ›Jahrzehnt des menschlichen Gehirns‹. Bd. 4, S. 73. Heidelberg, Berlin 2001. Up

3 F. Dosse, Geschichte des Strukturalismus. 2 Bde. Hamburg 1996. Up

4 E. Husserl, Philosophie der Arithmetik. Ges. Schriften Bd. 1. Hamburg 1992. (1. Aufl. 1928) Up