DAS GEHIRN ALS DENKKONSTRUKT


Das Gehirn als materielles Objekt hat weder Sprache noch Stimme. Man kann dessen Fähigkeiten sowohl messen, berechnen und lokalisieren als auch durch Bezeichnung erschliessen. Es hat Vormünder durch Hirnforscher und Neurowissenschaftsjournalisten. Das Gehirn wurde personifiziert, »Aus Sicht des Gehirns« gesprochen (G. Roth). Ein »Beobachter im Gehirn« wurde angenommen, aber verworfen (W. Singer). Man war »Auf den Spuren des Denkens« unterwegs (M. J. Posner/M. E. Raichle) und das Gehirn wurde zum Ort einer »Reise durch die Werkstätten der Bewusstseinsforscher« (U. Schnabel/A. Sentker) ›Abenteuer Gehirn‹ ist noch immer eine gebräuchliche Formel.

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Hier wird der Ansatz verfolgt, das Bewusstsein um das Bewusstsein für das eigene Gehirn zu erweitern. Ähnlich wie der Physiker Nils Bohr ein Modell entwickelte, um quantenphysikalische Prozesse im Atom dem Laien nahe zu bringen, sollen Vorgänge in Gehirn, Denken und Bewusstsein durch ein fiktionales Modell veranschaulicht werden. Das Vorhaben wird als KONSTANZER MODELL vorgestellt. Der geltende Ordnungsbegriff ist der der Neurostruktur. Das Modell stellt der hegemonial gewordenen Herrschaft der Rechner, die eine äussere Informations- und Bilderflut ermöglicht, einen Entwurf entgegen, der nichtrechenhafte Leistungen des Gehirns, die sich auf innere Anschauung beziehen, Beachtung entgegenbringt. Diese Leistungen werden mit Begriffen versehen und erhalten einen Oberbegriff. Grundlage für die Überlegungen bildet die Vorstellungskraft. Das Gehirn ist in diesem Modell kein Objekt des Wissens, sondern Teil des subjektiven Bewusstseins. Wird das Gehirn populärwissenschaftlich als ›Abenteuer der Hirnforschung‹ wahrgenommen, so wird es zum exotischen Gegenstand. Es gehört aber mitten hinein in das Bewusstsein von lehrenden Personen, lernunwilligen Schülern, Prüfungsängstlichen, Erwachsenen in der Krise, gedächtnislabilen Personen und in das Bewusstsein von Migranten. Deren Doppelkultur kann als Form eines kulturellen Doppeldenkens aufgefasst werden statt von kulturellem Hintergrund zu sprechen. Die Psyche in diesem Modell des Denkens bleibt ausser Betracht.


Der Gehirn-Geist-Diskurs, im KONSTANZER MODELL ohne Einbeziehung der Psyche geführt, macht die Definition der geistigen Leistungen des Gehirns zum Ausgangspunkt dafür, ein fiktionales Gehirn modellhaft zu Denken und zu Bewusstsein in Beziehung zu setzen. Begriffe des psychischen Bereichs (Willensfreiheit, Persönlichkeit, Charakter, Affekte, Emotionen) stehen noch ausserhalb der Betrachtung. Das KONSTANZER MODELL erfasst das Gehirn in Gestalt der Struktur, in die geistige Fähigkeiten dynamisch eingebettet sind. Um die psychische Aktivität auszuschliessen, war die Einheit von Geist und Psyche zu sprengen, die seit der Antike unangefochten besteht. Die Abtrennung der Psyche von der geistigen Tätigkeit lässt die Fähigkeiten des Geistes deutlicher hervortreten. Ein Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des KONSTANZER MODELLS orientiert über den Themenkreis.



Die Themenübersicht:


  RÜCKBLICK AUF EINEN HIRNFORSCHER


  DAS SCHEMA VON J. C. ECCLES MIT ERGÄNZUNGEN


  GRUNDZÜGE DER NEUROSTRUKTURTHEORIE


  DAS KONSTANZER MODELL


  ANGST ALS SIGNAL


  METHODIK DER AKTIVATIONEN


  KERNPUNKTE


  WÄHLEN SIE IHREN DENKTYPUS